It’s ok to feel deeply and to be sensitive
„Jennie, du bist einfach zu sensibel, leg dir mal eine dickere Haut zu.“
„Ach, du bist einfach zu nah am Wasser gebaut, nimm es doch nicht zu persönlich“
„Jennie, du bist zu sentimental, nicht alle mögen große Gefühle, Tiefgang ist die zu anstrengend.“
„Du Arme, echt, das muss wahnsinnig anstrengend sein, so viel zu fühlen, zu spüren, wahrzunehmen.“
„Jennie, du bist zu laut, zu wild, zu viel, zu tief, zu stark…“
Diese Aussagen haben mich viele Jahre an mir zweifeln lassen, haben mir Kopf- und Bauchweh verursacht, haben mir ein Gefühl vermittelt komisch zu sein, nicht reinzupassen, haben mich gehemmt, ich selbst zu sein. Denn eigentlich sind es genau die Eigenschaften, die mich ausmachen… So begann ich mich zu fragen, wieso bin ich eigentlich zu sensibel, zu sentimental, zu nah am Wasser gebaut? Nur weil mich berührt, was Menschen sagen, oder wie Menschen sind? Und mein Gerührtsein, zum Ausdruck bringe, durch Worte, Umarmungen oder Tränen? Wieso bin ich eigentlich zu sensitiv, wenn ich spüren kann, hier stimmt etwas in einer Situation oder Begegnung nicht, mir fehlt plötzlich Luft zum Atmen, oder ich bekomme einen Klumpen im Magen? Wieso bin ich zu sensitiv, wenn ich Menschen übers Gefühl wahrnehme, wenn ich ihre Sehnsüchte spüre, ihre Schatten, ihr Licht. Ich spüre sehr schnell Leid oder Freude, gute oder schlechte Stimmung. Wieso bin ich zu sensibel, wenn mich Menschen mit ihren Worten berühren, mit ihrem Sein. Wieso bin ich zu sentimental, beim Spüren von Wehmut, wenn der Sommer sich verabschiedet? Ja, ich war schon immer so, wollte aber doch eine ganze Weile so sein wie die Anderen…Ging aber nicht.
Heute kann ich mich mit meinen angeblichen „zu viel“ annehmen und kann mich über meinen Tiefgang und über meine Sensibilität freuen. Es macht mich lebendiger, menschlicher, einfühlsamer, außerdem verständnisvoller mir selbst gegenüber aber auch mit den Menschen um mich herum. Ich kann in Kleinigkeiten so viel Schönes entdecken, kann über das Leben staunen und bin voller Glück, mit mir in Kontakt zu sein.
Sonnenuntergänge lassen mich so viel Schönheit, so viel Tiefe spüren, dass mir die Tränen kommen, weil ich so erfüllt bin, ich so viel Liebe bekomme… Ich spüre die Kraft der Bäume und Berge, ich kann diese in mich aufnehmen und fühle mich dadurch kraftvoller und glücklich. Sobald ich am Meer bin, ruft mich das Wasser, ich „muss“ tief eintauchen, tauche, um mit ihm zu verschmelzen, um EINS zu werden mit dem Wasser…
Auch bei Musik oder Kunst ist es manchmal, als ob ich mit jeder Faser meines Körpers die Seele des Künstlers zu spüre. Es ist als ob ich wahrnehmen kann, was von Herzen kommt. Mich berühren Menschen die authentisch sind, ich freue mich über jeden, der sich auch verletzlich zeigt. Ich mag es, wenn Menschen sich bei. mir wohlfühlen, sie bei mir sie selbst sein können, ohne Maske. Ich stelle gerne persönliche Fragen, damit ich weiß, ob ich sie richtig verstanden habe, weil ich gerne verstehen möchte; weil gerne echte und tiefe Beziehungen/ Begegnungen mag. Dann brauche ich aber auch wieder Rückzug, brauche Natur und Stille, brauche das Alleinsein, um zu verarbeiten, um einfach wieder für mich klar ausgerichtet zu sein. Als ich das erkannt habe, hat sich alles verändert. Ich kann für mich sorgen, bin mir nah und selbst wenn ich stolpere, bin ich schneller wieder in meiner Mitte.
Ja, ich liebe mittlerweile meine Emotionalität, meine Warmherzigkeit, mein Anders sein… Ich tanze beim Kochen oder beim Putzen, wenn mich die Musik mal wieder mitreisst. Ich lache bis mir die Tränen kommen, weine, wenn mich etwas ganz tief berührt. Umarme meine Freunde so fest und warm wie es nur geht. So spüre ich Verbundenheit mit mir Selbst und dem Leben. So pflege ich meine Lebensfreude:)
Zu laut? Zu ruhig? Zu stark? Zu weich? Zu viel? Zu wenig? Das ist dein Maßstab, nicht meiner. Was du über mich denkst, gehört dir. Wie ich mich zeige, gehört mir.
Auch Dir wünsche ich tiefe Momente der Erfüllung, wünsche, dass Du durch Dein Leben tanzen kannst, weinst, lachst, und Dich lebendig fühlst!